Über meine Bilder
"There are no rules. Let the picture take you where it must go".
(Helen Frankenthaler)
Ich male seit vielen Jahren in Öl. Daneben gelegentlich Acryl, Aquarell, Pastell, Kreide, Collagen. Ein weiteres Feld meiner künstlerischen Betätigung sind Objekte und Skulpturen. Außerdem fotografiere ich, analog und digital.
Was male ich? Der große Maler Franz Marc sagte einmal, als ihm vorgehalten wurde, die abgebildeten Pferde sähen ja gar nicht aus wie Pferde: "Es sind ja auch keine Pferde, es sind Bilder". Mit dieser großartigen Antwort hat er genau das zum Ausdruck gebracht, was letztlich Malerei ausmacht. Es ist nicht mein Ziel, konkrete Dinge abzubilden. Ich male keine Personen, Tiere, Blumen, Landschaften - ich male Bilder, abstrakte Bilder, weitgehend losgelöst vom Gegenständlichen, ein Spiel von Farben, Formen, Linien, Strukturen, aber auch immer wieder und gerade in letzter Zeit immer häufiger abstrahierte Anklänge an Figuren, Köpfe, Landschaften. In meinen Bildern drücke ich mich frei und ohne Zwänge farblich aus. Dabei steht das Malerische im Vordergrund; zeichnerische Elemente treten eher zurück. Ich will Spannung durch Farbe, Fläche, Linie erzeugen, rhytmische Elemente und Musik in Bewegung oder statische Formen umwandeln.
Ich male spontan und rasch. Das ist für mich wesentliche Voraussetzung der „malerischen Freiheit“. Ich beginne ein Bild ohne Konzept, ohne zu planen. Ich möchte lieber entdecken, wohin mich der Malprozess führt. Oft habe ich den Eindruck, nicht ich führe das Bild sondern das Bild führt mich. Strukturen entstehen, die sich schnell wieder verändern. Ich lasse das Bild ruhen, es muss ohnehin erst antrocknen, damit ich daran weitermalen kann. Es gibt auch (noch) kein oben oder unten, kein Querformat oder Hochformat. Ich stelle es auf den Kopf oder auf die Seite. Dann steht ein völlig anderes Bild vor mir, das mir ganz andere Möglichkeiten eröffnet, wie es weitergeführt werden kann.
Durch fortwährende Übermalung von Teilen des Bildes, wobei Teilelemente der Vor-Fassung erhalten bleiben, gewinnt das Bild Gestalt. So vermischen sich Stimmungen, Gedanken und Gefühle ganz verschiedener Zeiträume in dem Bild zu einer „Stimmungs- und Gefühlscollage“. Beim Malprozess werden ja augenblickliche, spontane Ideen ausgelebt, Gefühle ausgedrückt und Eindrücke verarbeitet. Man malt das, was man nicht sieht, was sich im Inneren abspielt: Spiegelungen persönlicher Erlebnisse, bewußte und unbewußte Sehnsüchte, Enttäuschungen, Bedrohungen, Ängste. So wie ein Traum solche Gefühle in oft bizarr erscheinender Vermischung zahlloser Elemente an die Oberfläche spült.
Dann ist da natürlich immer wieder die Frage aller Fragen an den abstrakten Maler: „Was soll das denn darstellen?“
Immer wieder geben sich viele Betrachter große Mühe, in einem abstrakten Bild irgendetwas konkretes zu erkennen, ein Tier, eine Pflanze, einen Menschen... Es erstaunt mich immer wieder, dass wir Menschen offenbar daran gewöhnt sind, abstraktes zu hören, etwa eine Symphonie oder Klaviersonate, aber nicht, abstraktes zu sehen. Beim Anhören von Mozarts „Kleiner Nachtmusik“ kämen niemand auf die Idee, zu fragen: „Was soll das denn darstellen?“ Ich kann es nur so erklären, dass für tausende von Jahren Sinn und Zweck der Malerei war, konkretes abzubilden. Erst als die Fotografie erfunden wurde, ergaben sich für die Malerei ganz neue Perspektiven und es ist gewiss kein Zufall, dass danach die Malerei immer "malerischer" wurde, immer weniger darstellend..
Meine Bilder wenden sich nicht an den „Kopf“ des Betrachters. Sie sollen nicht intellektuell analysiert werden. Sie sollen rein emotionell aufgenommen werden, angenommen oder auch nicht angenommen. Auch das Nicht-Annehmen, die Ablehnung eines Bildes, löst Gefühle aus, führt so zwangsläufig zur emotionellen Auseinandersetzung mit dem Bild. Der Betrachter soll nicht versuchen, die Gefühle oder Absichten des Malers nachvollziehen zu wollen; es wäre ohnehin unmöglich.
Zum Schluss eine Aussage des britischen Malers Anthony Hopkins, die mir so gefällt, weil sie auch meine Art zu malen perfekt beschreibt:
"I don’t think there’s any meaning in it. I just paint. I discover as I go along and I don’t analyze"
Oder der Magnum-Fotograf Harry Gruyaert: "There is no story. It's just about shapes and light"
Danke, dass Sie meine Gedanken zu meinen Bildern gelesen haben.